IMMER WIEDER DIESE »EXTERNEN MÄCHTE«

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Wenn Fritz Edlinger eine große Leidenschaft hat, dann ist das Kritik an Israel. Was er stets aufs Neue unter Beweis stellt.

Man könnte meinen, Fritz Edlinger hätte es sich längst irgendwo auf den hinteren Rängen der Sozialdemokratie gemütlich gemacht, würde mit ein paar anderen Untoten aus dem Deix’schen Wachsfigurenkabinett Bauernschnapsen und von alten Zeiten schwärmen, als man noch jemand war. Auf du und du mit der Weltpolitik – oder wenigstens mit Jassir Arafat.

Weit gefehlt. Der Generalsekretär der Gesellschaft für österreichisch-arabische Beziehungen ist nicht nur eben dies, sondern auch Herausgeber von »International«, einer »Zeitschrift für internationale Politik«.

Deren Website zeigt Veranstaltungen wie »Gaza – Leben und Erleben« oder »Österreichs Nahostpolitik«. Das Publikum auf diesen Fotos wirkt so schläfrig wie das Podium, das er mit Erwin Lanc und »Johnny« Bunzl teilt. Man darf sich diese Treffen wohl als harmonische Runden vorstellen, in denen man sich einig ist: Das wird man wohl noch sagen dürfen.

Denn wenn Edlinger eine Leidenschaft hat, dann ist das die Kritik an Israel. Was er immer wieder aufs Neue unter Beweis stellt. Zuletzt in seiner Replik in der „Presse“ vom 27. August, in der er gegen Ben Segenreichs Analyse des jüngsten Abraham-Abkommens zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten wettert.

Diffuses Geschwurbel

Das diffuse Geschwurbel erinnert an Verschwörungstheoretiker wie Ken Jebsen, bei dessen Sender KenFM Edlinger 2019 eineinhalb Stunden zu Gast war. Hier wie dort lohnt es nicht, ins Detail zu gehen, nur drei Passagen seiner Replik seien exemplarisch erwähnt.

Von Frieden, schreibt Edlinger, könne keine Rede sein – mit Blick auf Jemen, Irak, Syrien, Libanon, Libyen oder Mali. Das Abkommen sei vielmehr »das Produkt einer weitgehend fremdbestimmten ›Friedensordnung made in USA und Israel‹«. Es geht um Israel und die Emirate. Wer ist da fremdbestimmt und von wem? Edlinger raunt von »externen Mächten«. Aber man weiß bei ihm nie: Sind die Amis und die Juden schuld? Oder die Juden und die Amis?

Welche Autokraten denn?

Die »Gebietsansprüche der Palästinenser« seien durch »einschlägige Beschlüsse unzweifelhaft bestehende völkerrechtliche Ansprüche«. Das ist zwar falsch, dennoch würde man gern wissen, welche er überhaupt meint.

Das Logo der PLO, der offiziellen Vertretung der Palästinenser, zeigt ein Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer – in diesem Palästina gibt es kein Israel. Und wenn alle Juden von Israel nach Niederösterreich übersiedeln würden – wäre dann etwa Frieden in der Region? Jemen! Irak! Syrien! Libanon! Libyen! Mali! Ernsthaft?

Die Vereinbarungen zwischen Israel und den Emiraten hält Edlinger für »Diktate von selbstherrlichen Autokraten«, und offensichtlich meint er damit nicht irgendwelche Diktatoren im Nahen Osten, sondern Donald Trump und Benjamin Netanjahu. Unabhängig davon, was man von beiden hält: Mit diesem Demokratieverständnis würde man bei jedem Einwanderungstest durchfallen.

Gerhard Bronner sagte einst: »Es gibt drei Dinge, die sich nicht vereinen lassen: Intelligenz, Anständigkeit und Nationalsozialismus. Man kann intelligent und Nazi sein. Dann ist man nicht anständig. Man kann anständig und Nazi sein. Dann ist man nicht intelligent. Und man kann anständig und intelligent sein. Dann ist man kein Nazi.«

Genauso unvereinbar sind Intelligenz, Anständigkeit und Edlingers Geraune.

Der Artikel erschien ursprünglich als Kommentar in der österreichischen Tageszeitung Die Presse.


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Über den Autor / die Autorin

Thomas M. Eppinger

Thomas Eppinger ist davon überzeugt, dass alle Menschen mit unveräußerlichen Rechten geboren sind, zu denen das Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören. Daraus ergab sich alles andere, auch diese Website.
Der Publizist ist 1961 in Vöcklabruck geboren, lebt heute in Graz und arbeitet in Wien als Lead Editor bei »Der Pragmaticus«. Davor leitete er den unabhängigen Nahost-Thinktank Mena-Watch.