DIE BESTEN UNIVERSITÄTEN

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Europa rutscht ab, Asien steigt auf

Ist einmal die Matura geschafft oder die High School erfolgreich abgeschlossen, beschäftigt die zukünftigen Studenten weltweit das gleiche Problem: Welche Universität soll man besuchen? Dutzende Magazine und Institutionen erstellen alljährlich sogenannte Ranglisten, die mit der gleichen Regelmäßigkeit, mit der sie erscheinen, relativiert und kritisiert werden – und doch, sie sind und bleiben ein wichtiger Hinweis auf den ‚Wert’ einer Ausbildung und die Reputation einer Hochschule.

Die entscheidenden Kriterien der Bewertung sind Forschungsergebnisse, Veröffentlichungen, Nobelpreisträger unter den Lehrenden, das Zahlen-Verhältnis Studenten zu Professoren, der Prozentsatz der Absolventen, Bedingungen der Aufnahme, Kosten der Ausbildung, Stipendien, Berufschancen der Absolventen und die Internationalität der Studenten. Bewertet werden hier die Jahre des Studiums bis zum ersten akademischen Abschluss. Das sogenannte Master- und Doktorat-Studium zeigt je nach Studienrichtung sehr unterschiedliche Ergebnisse.

Die wichtigsten Institutionen, die ein jährliches Ranking veröffentlichen, sind:

  • US News & World Report
  • The Times Higher Education
  • QS Top Universities
  • Center for World University Ranking

In den Top-30 gibt es in den einzelnen Untersuchungen wenig Unterschiede, wenn auch die Ränge der Universitäten je nach Studie unterschiedlich sind. Der allgemeine Trend in den letzten Jahren ist ein Abrutschen der einst unerreichbaren britischen Hochschulen wie Oxford und Cambridge und der Aufstieg einiger Universitäten in Asien.

Die besten Unis

Die Top-10 laut US News Education sind Harvard, MIT, Stanford, Berkeley, CALTECH; erst an sechster und siebenter Stelle kommen Oxford und Cambridge, acht, neun und zehn sind weitere US Institute. ETH Zürich steht in dieser Liste auf Platz 35. In anderen Reihungen erreicht sie eine Platzierung unter den ersten zwanzig und ist somit die beste deutsch-sprachige Universität.

Nimmt man die Institute der USA aus der Reihung, so sind unter den ersten zehn zwei aus der Schweiz, je eine aus Dänemark und Belgien und der Rest aus Großbritannien. Neben Oxford und Cambridge erreichen konstant die UK-Universitäten Imperial College und London College University Plätze unter den ersten zwanzig in der Welt. Die besten Universitäten Deutschlands sind Ruprechts Karls Universität Heidelberg (Europa Rang 15/Welt 86; Ludwig Maximilian Universität München (Europa 18/Welt 90) und Technische Universität München (Europa 21/Welt 101)

Die erfolgreichsten Universitäten Asiens mit University of Tokio, Tsinghua University Beijing, National University of Singapore, Nanyang Technological University of Singapore und Kyoto University bewegten sich in den letzten Jahren in den Reihungen konstant nach oben und sind in den meisten Bewertungen in den Top-30 der Welt platziert. Die großen Gewinner des 2017-Rankings sind China und Indien. Bei einem direkten Vergleich einzelner Fächer hat China seinen Anteil unter den Top 50 von 2016 bis 2017 von 65 auf 79 erhöht. Indien konnte vor allem in Computer Science aufholen und ist dort nun einer der Top-Player weltweit.

Mehrere Länder Europas wie Frankreich, Deutschland und Holland haben Plätze eingebüßt. Sie verlieren nicht nur hochqualifizierte Fachleute unter den Professoren, die eher in die USA, nach Großbritannien oder Asien gehen, sondern sind auch nicht besonders attraktiv für begabte Studenten, die sich mit ihren Bewerbungen nach dem internationalen Ranking orientieren. Deutsche und österreichische Schüler mit sehr gutem Notendurchschnitt versuchen es immer öfter bei britischen und amerikanischen Universitäten. Dieser ‚brain-drain’ wird mehr und mehr zu einem Problem, vor allem in Deutschland und Österreich.

Einen besonderen ‚Wert’ für die Absolventen hat das sogenannte ‚Reputation Ranking’, das den Stellenwert einer Universität im Bereich Forschung und Entwicklung zeigt. Die neueste Reihung reflektiert eindrucksvoll den Aufstieg einiger Hochschulen Asiens, noch mehr als das allgemeine Ranking bei Berücksichtigung aller Faktoren. Tsinghua University Beijing und Peking University erreichen Plätze in den Top-20 und haben führende Universitäten wie Imperial College London, University of Pennsylvania und Cornell University überholt. University of Hong Kong hat mit Rang 39 sämtliche Hochschulen Deutschlands hinter sich gelassen. University of Tokio zeigt 2017 ein höheres Prestige-Ranking als die ehrenwerte Colombia University New York. Einst führende Institute in Frankreich, Belgien und der Niederlande sind weit abgeschlagen.

Österreichische Institute

Im The World University Ranking findet sich die Universität Wien auf Platz 161, Technische Universität Wien zwischen 251 – 300, Universität Innsbruck 301 – 350, Universität Graz 401 – 500 und die Kepler Universität Linz ebenfalls 401 – 500; ein genauer Rang wird ab 200 nicht mehr angegeben.

In der Reihung der einzelnen Fächer schneiden die heimischen Institute zum Teil wesentlich besser ab. Universität Wien liegt mit Mikrobiologie weltweit auf Platz 72, mit Biologie/Zoologie auf Platz 79. In der Medizin schaffen die Universität Wien den 132., und Graz den 270. Platz.

Nur in der Musik erreichen österreichische Institute Spitzenplätze. In shareranks.com liegt die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien am zweiten Platz hinter The Juilliard School New York. In einer Reihung der ‚Most Prestigious Music Degree Programs in the World’ erreicht die Wiener Musik-Hochschule den acht-besten Platz weltweit und in der international anerkannten QS Reihung sogar den zweiten Platz.

Bezahlung

Geht es nach den bestbezahlten Absolventen, steht eine ganz andere Universität auf Platz eins: SUNY Maritime College in New York, wo alles, was mit Schiffsfahrt zu tun hat, unterrichtet wird.

Erst nach ihr kommen Harvard, MIT, und an vierter Stelle das ebenfalls weniger bekannte Claremont McKenna College, das vor allem auf den Gebieten Politik, Journalismus und Philosophie führend ist.

In der Reihung der Fachgebiete mit den höchsten Anfangsgehältern der Absolventen führen eindeutig die technischen Gebiete mit Elektrotechnik, Computer, Software Design, Mechanik, Ingenieur-Wissenschaften und interessanterweise Mathematik – wobei Absolventen mit dem Fach Actuary (Risiko-Mathematik) besonders gute Chancen haben. Traditionelle Berufe, die einst ein gutes Einkommen sicherten wie Rechtswissenschaften und Medizin sind zumindest bei den Anfangsgehältern weit abgeschlagen.

Über den Autor / die Autorin

Peter Sichrovsky

Klassische Dilettanten-Karriere, wenig von viel und viel von wenig zu wissen, zu können, nach Studium der Chemie Marketing in Pharmaindustrie, dann Journalist, Schriftsteller, Mit-Gründer des Standards, SZ/Stern Korrespondent in Asien, EU-Parlamentarier, die letzten zehn Jahre Industrie-Karriere in Süd-Ost-Asien, 23 mal übersiedelt und nach Wien, Berlin, New York, München, New Delhi, Singapur, Hong Kong, Manila, Los Angeles und Brüssel in Chicago gelandet. Seit September 2017 lebt Peter Sichrovsky in London.

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