ERDOGANS KALTER KRIEG

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Photo: Randam (edited), CC BY-SA 3.0

Kalter Krieg nach außen und innen

Erdogan führt eine erbarmungslose Vernichtungspolitik gegen sein Volk und provoziert einen unerklärlichen und unnötigen kalten Krieg mit Europa!

In der Vergangenheit haben schon viele Diktatoren viel Verrücktes versucht und am Ende haben sie sich blamiert und verloren, aber in der Gegenwart hat keiner etwas Ähnliches wie Erdogan probiert.

Er eröffnet mehrere Fronten auf einmal. Im Inland gegen die Kemalisten, Humanisten, Kurden, Aleviten und zuletzt gegen seinen Freund und späteren Feind Fethullah Gülen. Und im Ausland, indem er vor allem in den europäischen Ländern Feindseligkeiten durch Einmischung und haltlose Beschuldigung inszeniert.

Was noch gefährlicher ist: die Türken in Europa werden instrumentalisiert und auf Kosten des inneren Friedens und der Sicherheit missbraucht.

Damit beschädigt Erdogan den Tourismus, die Wirtschaft, die Politik und die Freundschaft im Inland und mit dem Ausland in einem Ausmaß, wie es noch nie zuvor passiert ist.

Wer ist aber schuld Erdogan oder Europa? Wenn man die Ereignisse richtig analysiert, in gewissem Maße beide.

Ungeachtet dessen wollen wohl die friedlichen Türken in der Türkei und in Europa mit Erdogans politischem Kalkül nichts zu tun haben. Doch dem Diktator ist sein eigenes Volk egal, das Ausland und Europa sowieso.

Erdogans Machtgier und sein diktatorischer Stil sowie Europas unklare und falsche Türkeipolitik sind für die Krise verantwortlich. Eine baldige Lösung ist nicht in Sicht. Noch lange Zeit lauert die Gefahr einer unberechenbaren Eskalation. Wenn die Konflikte erst einmal offen ausbrechen, ist es zu spät.

Erdogan trifft die volle Schuld, aber mitverantwortlich für die Misere ist auch Europa. Die EU hat vom Einfluss der Pro-Erdogan-Vereine in Europa gewusst, aber die Instrumentalisierung der Türken in Europa für seine Interessen nie gestoppt.

Erdogan missbraucht die EU sogar weiter für die Verbreitung seiner national fundamentalistischen islamistischen Ideologie und die Missionierung der europäischen Türken. Bei Einstellung der Milliardenzahlungen droht er die Flüchtlinge nach Europa zu schicken.

Auch wenn die meistens Türken in der Türkei und in Europa mit Erdogans Kalkül nicht einverstanden sind: gegen den Diktator sind sie längst machtlos geworden.

Aber Europa kann noch vieles tun. Nicht wie jetzt vereinzelt, sondern gemeinsam im Rahmen eines EU Beschlusses können sie Erdogan wirksam stoppen.

Über den Autor / die Autorin

Amer Albayati

Dr. Amer Albayati verlegte 50 Bücher für die arabische Welt und wurde für 15 Dokumentarfilme und einen Spielfilm (der im Irak verboten wurde) mehrfach ausgezeichnet. Er ist Mitbegründer der United Nations Correspondents Association Vienna (UNCAV) und Vorsitzender der Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ). Der in Bagdad geborene Autor lebt seit 1980 mit seiner Familie in Wien.
Lebenslauf

Von Amer Albayati