DER ROHINGYA MYTHOS

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Photo: European Commission DG ECHO, CC BY-ND 2.0

Verfolgte Minderheit, islamische Terroristen

Es entspricht den Tatsachen, dass die muslimische Minderheit in Myanmar diskriminiert wird. Es ist wahr, dass ihnen grundsächliche Rechte wie Staatsbürgerschaft, Wahlberechtigung und Bewegungsfreiheit im Land verweigert werden. Es stimmt, dass sie verfolgt werden, die buddhistische Mehrheit sie am liebsten aus dem Land vertreiben würde, und dass sie oft verzweifelt versuchen, mit ihren Familien sich in eines der Nachbarländer zu retten, wo sie auch nicht willkommen sind.

Wenn einem die reine Beobachtung der Oberfläche und die Darstellung in den Medien genügt, kann man sich in Ruhe über die Diskriminierung und Benachteiligung der muslimischen Minderheit aufregen und der buddhistischen Regierung die alleinige Schuld geben.

Genügt einem das nicht, und fühlt man sich verpflichtet, auch die Hintergründe zu berücksichtigen, sieht die Sache ganz anders aus.

Die Rohingya

Schon über den Ursprung des Namens Rohingya gibt es keine Einigkeit. Manche behaupten, er komme von dem arabischen Wort ‚Rahman’, das gütig bedeute, doch auch dafür gibt es keine historischen Beweise. Einen ethnisch-kulturellen Hintergrund gibt es nicht. Der Begriff ist in der Literatur oder in historischen Dokumenten der vergangenen Jahrhunderte nicht zu finden.

Erst in den 1960iger Jahren wurde er für verschiedene muslimische Terror-Gruppen verwendet, die gegen die Zentralregierung in Rangun kämpften und einen muslimischen Staat zwischen Bangladesch und Myanmar errichten wollten.

Neben dem Fehlen eines ethnisch-kulturellen Hintergrunds des Wort Rohingya, kann die muslimische Minderheit in Myanmar auch auf keine gemeinsame geographisch-kulturelle Tradition innerhalb des Gebiets von Burma verweisen. Die muslimische Bevölkerung in dieser Region sind meist Flüchtlinge aus verschiedensten Gebieten des Nachbarstaates Bangladesch.

In den 1990iger Jahren begannen muslimische Propagandisten gegenüber den internationalen Medien von dem verfolgten und diskriminierten ‚Volk der Rohingya’ zu sprechen und erst 2012 gab es die offizielle Aufforderung der Vertreter der Muslime in diesem Gebiet an die eigene Bevölkerung, sich von nun an selbst als Rohingyas zu bezeichnen.

Muslime in Myanmar

Myanmar ist keine monolithische Gesellschaft, die die ‚fremden Muslime’ ausgrenzt, wie es in den westlichen Medien gerne dargestellt wird. Das Land ist ein Mosaik von Völkern, Sprachen und Kulturen. 135 verschiede Volksgruppen werden von der Regierung anerkannt, die gleichberechtigt mit- und nebeneinander leben.

Die muslimische Minderheit wird allerdings von der Regierung als Bengalis, die illegal aus dem Nachbarland Bengalen (Bangladesch) eingewandert sind, zusammengefasst. Der Begriff Rohingya wird abgelehnt. Die wichtigsten Historiker und Fachleute unterstützen die Bezeichnung der burmesischen Regierung, da sie im angeblichen ‚Volk der Rohingya’ kein Volk erkennen können. Selbst in Saudi-Arabien und Pakistan werden Flüchtlinge aus Myanmar als ‚birmanische Muslime’ bezeichnet, von Rohingya spricht dort niemand.

Während der Britischen Besatzung dieser Region (Arkan) siedelten sich viele Bauern aus dem benachbarten Bengalen hier an, arbeiteten friedlich neben und mit der buddhistischen Bevölkerung, und manche kämpften Seite an Seite mit ihnen gegen die Besatzungsmacht. Ein anderer Teil der Muslime schloss sich allerdings den Briten im Kampf gegen die Buddhisten an. Die Britische Führung versprach ihnen damals als Gegenleistung einen eigenen muslimischen Staat. Diesen ‚Verrat’ an der angestrebten Selbstständigkeit des burmesischen Staates haben die Buddhisten den Muslimen nie verziehen.

1947, nur wenige Monate vor der Gründung des unabhängigen Staates Burma, bildete die Gruppe, die mit den Briten kämpfte, eine radikale Mujahid Partei, die den Jihad unterstützte und einen eigenen islamischen Staat forderte. Zwischen 1948 (Staatsgründung von Burma) und der Errichtung der Militärdiktatur 1962 kam es zu hunderten Angriffen, Morden und Attentaten durch islamische Terrorgruppen.

General Ne Win, der 1962 die Macht übernahm, zerstörte die separatistische Infrastruktur der Muslime mit einem brutalen Einsatz der Armee, die keinen Unterschied zwischen Zivilbevölkerung und Terror-Gruppen machte.

Die Lage explodiert

Muslimische Extremisten werden inzwischen nicht nur propagandistisch unterstützt, sondern auch materiell und finanziell. Alleine im Jahr 2016 überfielen muslimische Terror-Gruppen 24 Polizeistationen und töteten Dutzende Polizisten. Auch Zivilisten waren unter den Opfern.

Die Lage explodierte vor ein paar Monaten, nachdem drei Muslime eine Frau der buddhistischen Minderheit vergewaltigten. Wenige Tage später hielt eine aufgebrachte Menschenmenge einen Bus mit Muslimen auf. Zehn Männer wurden ermordet.

Seither kommt dieser Teil Myanmars nicht zur Ruhe. Die sonst friedliche Bevölkerung der Buddhisten, die im Gegensatz zu Muslimen nie aggressiv oder gewalttätig gegen Andersgläubige vorging, ist kaum mehr zu kontrollieren. Es kommt fast täglich zu Gewalttätigkeiten auf beiden Seiten und die Regierung reagierte bisher eher zurückhaltend, als würde sie die Ereignisse mit einer gewissen Genugtuung beobachten.

Mit einem eindrucksvollen Propagandaaufwand zeigen muslimische Organisationen und Regierungen die Verfolgung und Diskriminierung der Muslime in Myanmar. Dabei ist ihnen jedes Mittel recht. Ein Foto, das angeblich Buddhistische Mönche zeigt, die Muslime ermordetet hatten, stammte aus China und zeigt die Opfer nach einem Erdbeben. Ein brennender ‚muslimischer Aktivist’ war ein Tibeter, der sich in Lhasa selbst angezündet hatte.

Die Staatspräsidentin und Nobelpreisträgerin Saan Suu Kyi steht vor einer heiklen Aufgabe. Einerseits muss sie versuchen, die Gewalt gegen die muslimische Minderheit zu beenden, anderseits bilden sich durch die internationale Unterstützung mehr und mehr radikale Terrorgruppen innerhalb von Myanmar, die einen islamischen Staat nach Vorbild des IS zum Ziel haben.
 

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Über den Autor / die Autorin

Peter Sichrovsky

Klassische Dilettanten-Karriere, wenig von viel und viel von wenig zu wissen, zu können, nach Studium der Chemie Marketing in Pharmaindustrie, dann Journalist, Schriftsteller, Mit-Gründer des Standards, SZ/Stern Korrespondent in Asien, EU-Parlamentarier, die letzten zehn Jahre Industrie-Karriere in Süd-Ost-Asien, 23 mal übersiedelt und nach Wien, Berlin, New York, München, New Delhi, Singapur, Hong Kong, Manila, Los Angeles und Brüssel in Chicago gelandet. Seit September 2017 lebt Peter Sichrovsky in London.

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