Eine feministische Islamkritik
Von Zana Ramadani
Seit Beginn des Flüchtlingsansturms auf Deutschland, der 2015 für den Zuzug von rund 1,1 Millionen vorwiegend männlicher Migranten aus dem arabischen und afrikanischen Raum gesorgt hat, freuten sich offenbar besonders die biodeutschen Frauen herzlich über die Neuankömmlinge.
Dazu gehörten nicht nur die weiblichen Flüchtlingshelferinnen, die zwei Drittel aller ehrenamtlichen Helfer ausmachen, nicht nur die als »Bärchenwerferinnen« bekannt gewordenen Münchener Schülerinnen und Studentinnen, sondern auch die verantwortlichen Politikerinnen, allen voran Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrem mittlerweile zum Sprichwort avanciertem Credo »Wir schaffen das!«.
»Das Zusammenleben muss täglich neu ausgehandelt werden«, formulierte Integrationsministerin Aydan Özuguz 2017 in ihrem »Leitbild und Agenda für die Einwanderungsgesellschaft«.
»Wir kriegen jetzt plötzlich Menschen geschenkt. Das Land wird sich drastisch ändern. Ich freue mich drauf«, jubelte Katrin Göring-Eckhardt 2015 auf dem Parteitag der Grünen.
Mittlerweile hat sich die Anfangseuphorie gelegt, und mit der Silvesternacht von Köln, spätestens aber mit dem islamistischen Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt vom Berliner Breitscheidplatz 2016, der elf Tote und fünfundfünfzig Verletzte forderte, ist schockartig Ernüchterung eingetreten. Begründete Zweifel, ob es sich bei den Flüchtlingen wirklich nur um schutzbedürftige Opfer von Kriegen, Terror und politischer Verfolgung handeln kann, werden erstmalig zugelassen. Wie glaubwürdig kann beispielsweise ein Asylsuchender aus dem Urlaubsland Tunesien sein, der mit mehreren falschen Identitäten eingereist ist, sein Alter herunter gelogen hat und sich, obwohl Muslim, in der Silvesternacht mit Alkohol und Drogen vollpumpt und vor hunderten von Zeugen Frauen bestiehlt und sexuell belästigt?
Von einer »völlig neuen Dimension der Gewalt« sprach die Kölner Polizei im Anschluss an die Silvesternacht 2015. Unfassbar, dieses Wort fällt immer wieder im Zusammenhang mit derartiger Migrantengewalt. In dem vorliegenden Erfahrungsbericht »Tanz im Orientexpress – eine feministische Islam-Kritik« betont die Autorin Antje Sievers, dass man diese Ereignisse sehr wohl hätte voraussehen können. Und unfassbar ist für sie nach mehreren Jahrzehnten als Beobachterin von migrantischen Communities auch nicht mehr viel.
Vor mehr als dreißig Jahren allerdings, am Anfang ihrer Karriere als orientalische Bauchtänzerin, als blutjunge Studentin, die mit großer Begeisterung ihre Liebe zur orientalischen Kultur und zum uralten orientalischen Bauchtanz entdeckt, ahnt die Autorin noch nicht das geringste von den Problemen, die auf sie zukommen werden – geschweige denn von den Problemen, die in ganz Europa im Zuge der Flüchtlingskrise auftauchen.
Antje Sievers tat genau das, was von Kulturschaffenden, Journalisten und Politikern zur Bewältigung der Integration unverdrossen eingefordert wird: Vorurteilsfrei, unbefangen und offen auf die fremde Kultur und Religion zuzugehen. Drei Jahrzehnte später stellt sie resigniert fest: »Man wird irgendwann der Tatsache ins Auge sehen müssen, dass kulturelle Unterschiede sich nicht nur darin ausdrücken können, ob man Weihnachten oder Ramadan feiert, ob man lieber Imambayıldı oder Schweinebraten auf dem Teller hat. Was wir hier als moralisch hoch verwerflich oder gar krank empfinden, kann am anderen Ende der Welt als sinnstiftend und ehrenvoll gelten.«
Aufgrund meiner eigenen Biographie als Tochter einer albanischen muslimischen Einwandererfamilie erlebte ich beim Lesen des vorliegenden Buches zahlreiche Momente des Wiedererkennens. Die strenge Familienhierarchie in muslimischen Communities, die umfassende Kontrolle der Frauen und Mädchen, ihre rigorose Erziehung zu dem, was die gute Muslimin ausmachen soll und nach außen die Ehre der Familie hochhält, sind mir durch eigene Erfahrung schmerzhaft bekannt. Ebenso die hohe Gewaltbereitschaft muslimischer Mütter und Väter renitenten Kindern gegenüber, die schnell ausrutschende Hand des Ehemanns, wenn die Frau sich weigert, sich ihm klaglos unterzuordnen. Die muslimische Angst vor dem vermeintlich „bösen“ Westen, die Verachtung für seine verdorbenen Sitten, seine rückgratlosen Männer und deren unmoralische Frauen, die sie einfach nicht im Griff haben. Frauen übrigens, deren „»Verdorbenheit« und vorurteilsfreie Offenheit gegenüber fremden Kulturen muslimische Männer nur allzu gern nutzen, um durch Vorgaukelung falscher Gefühle und schnelle Heirat unkompliziert zu Sex sowie einer dauernden Aufenthaltserlaubnis zu gelangen.
Was die Autorin unterhaltsam und auf sehr persönliche Art anhand ihres Berufslebens schildert, sind die durch fortschreitende Islamisierung mehr und mehr von der deutschen Mehrheitsgesellschaft isolierten migrantischen Communities. Die Alltagswelt, die archaischen Werte, mit denen ihre Kinder aufwachsen, die fest gefügten Normen, die für muslimische Frauen und Männer gelten – all das wird kritisch aus der Perspektive der teilnehmenden Beobachterin geschildert. Zugleich zeigt Antje Sievers zu Recht auf, dass Toleranz dort enden muss, wo europäische Regeln des Zusammenlebens und die Grundwerte einer aufgeklärten und säkularen Gesellschaft bedroht sind.
Zuerst erschienen auf Achgut.com
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