APROPOS WILDERS

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Der intellektuelle Weggefährte von Geert Wilders

Geert Wilders’ rabaukenhafter ‚Partij Voor de Vrijheid‘ gehörte bis zu seinem Tod 2015 auch der renommierte holländische Islamwissenschafter Hans Jansen an. Eine kurze Erinnerung an einen herausragenden Analytiker und Warner.

Der Politikstil von Geert Wilders ist derart rüpelhaft, polemisch und auf seine Person zugeschnitten, dass man es kaum glauben mag, dass Wilders’ Partij Voor de Vrijheid auch ein Wissenschafter vom Format eines Johannes J. G. Jansen (auch und in Kurzform bekannt als: Hans Jansen) angehört hat.

Von 2014 bis zu seinem Tod 2015 saß der angesehene Arabist und Islamwissenschafter Jansen für die PVV im Europaparlament; bereits in den Jahren davor war er aber auch als wissenschaftlicher Berater und Zeuge von Wilders bei dessen Auseinandersetzungen vor Gericht in Erscheinung getreten.

Jansen, Jahrgang 1942, stand als Student ursprünglich der radikalen Linken nahe. Neben Lehrtätigkeiten an den Universitäten Groningen, Leiden, Amsterdam und Utrecht ist vor allem seine Leitung des Holländischen Instituts für Arabistik in Kairo hervorzuheben.

Dort lernte er die arabische Kultur unmittelbar kennen – und auch die spezielle “Sogkraft” des Islam (vor seiner Konversion zum katholischen Glauben Ende der 1980er Jahre soll der streng calvinistisch erzogene Jansen sogar einen Übertritt zum Islam überlegt haben). Der enge Kontakt zum arabisch-islamischen Raum machte ihn aber auch besonders aufmerksam gegenüber der mit den Jahren und Jahrzehnten dort immer stärker werdenden religiösen Rückbesinnung und fundamentalistischen Auslegung des Islam.

Auf Deutsch erhältlich ist nur eines von Jansens Büchern: ‚Mohammed – Eine Biographie‘, 2008 bei C.H. Beck erschienen, ist eine kritische, da vor allem auch sehr quellenkritische Auseinandersetzung mit dem ‚historischen Mohammed‘.

Auf Englisch sind zwei seiner Schlüsselwerke erschienen: ‚The Neglected Duty: The Creed of Sadat’s Assassins‘ (1986, 2013 neu aufgelegt) und ‚The Dual Nature of Islamic Fundamentalism‘ (1997) – beide Bücher sind akribisch recherchierte ideologische Psychogramme des islamischen Fundamentalismus und seiner Anhänger, die schon lange vor dem 11. September 2001 einen genauen Einblick in die Denkwelt radikaler Islamisten eröffneten.

Auf YouTube finden sich mehrere Clips und Videos, die Hans Jansen bei Reden, Vorträgen und Fernsehauftritten zeigen: Hier etwa wird er (englisch untertitelt) im holländischen Fernsehen zum Thema Kreuzzüge befragt; hier spricht er 2012 im Rahmen einer Konferenz der ‚International Civil Liberties Alliance‘ im Europaparlament über den grundrechtsfeindlichen Gehalt der Scharia; und hier warnt er als Abgeordneter im Plenum des Europaparlaments kurz, aber sehr eindringlich vor der existenziellen Bedrohung Europas durch den expansiven Islam.

Als weitere Informationsquelle ist Jansens Website zu nennen, die auch bald zwei Jahre nach seinem Tod noch online ist. Unter den dort abrufbaren Texten sind besonders hervorzuheben: ‚What is Sharia, where does it come from, and why does it matter so much?‘ und ‚The Muslim Brotherhood Movement: A Glance at its History and Ideology‘.

Es sind Texte, die zeigen, wie tiefschürfend sich Hans Jansen mit dem radikalen Potenzial des Islam beschäftigt hat und wie aktuell seine Erkenntnisse immer noch sind – und auch noch lange bleiben werden.

Über den Autor / die Autorin

Richard Brem

Richard Brem ist freier Publizist und Kurator. Er begann seine journalistische Laufbahn Ende der 1980er Jahre bei der "Ö3 Musicbox". Weitere Tätigkeiten unter anderem: Redakteur bei der "Futurezone" von ORF On und bei der Ö1-Sendung "Matrix - Computer und Neue Medien"; Gestalter von Multimedia-Porträts über Hedy Lamarr (1998) und Peter F. Drucker (1999); Rechercheur für die BBC; Initiator/Co-Kurator der Ausstellung "Re: Leviathan. Visuelle Formierungen von staatlicher Macht" (Wien & Düsseldorf 2003) sowie Mitbegründer der digitalen Filmfestivals "RESFEST Vienna" und "Frameout" im MuseumsQuartier Wien.

1 comment

  • Ich kenne Geert Wilders nicht näher. Tatsache ist, das er die Dinge beim Namen nennt. Eine Lehre wie die islamische, die dazu aufruft alle Menschen ausserhalb des Islam zu diskriminieren, zu verfolgen, ja zu töten, eine Lehre die rund zur Hälfte gesetzwidrig ist, eine solche Lehr müßte längst wie die Wiederbetätigung gesetzlich verboten werden.